Der Queen zur Ehre, dem Publikum zur Freude

Fulminantes Jahreskonzert der Stadtkapelle Eichstätt

Mal laut, mal leise, mal ruhig, mal energiegeladen – abwechslungsreich und mitreißend war die musikalische Weltreise, auf die ein begeistertes Publikum von der Stadtkapelle Eichstätt beim Jahreskonzert mitgenommen wurde. Nach einladenden Fanfarenklängen begrüßte Paul Nothaft, neuer junger Vorstand des Vereins, neben einer Reihe prominenter Zuhörer auch die Reisebegleiterin dieser Weltreise: Tanja Schorer-Dremel, nicht als Mitglied des bayerischen Landtags, sondern der Stadtkapelle Eichstätt, zum zehnten Mal und glänzend aufgelegt am Moderationspult.

Die Musikfinken starteten in Italien, kehrten nach dem weltbekannten Kinderlied „Ma come bali bella bimba“ kurz zur “Münchner Gemütlichkeit“ zurück, um dann in den wilden Westen zu reiten. Unter der sicheren Hand von Antonia Schneider ließ die Bläserklasse bei „Guns ´n ´ Cowboys“ die Kavallerie ausrücken. „Letztes Jahr seid ihr noch in euren nagelneuen Poloshirts da drüben am Rand gesessen und habt euch auf euren ersten Auftritt gefreut“, erinnerte Schorer-Dremel die jüngsten Musiker der Stadtkapelle. „Und jetzt sitzt ihr auf der Bühne und seid schon so unglaublich gut!“

Den Poloshirts ihrer ersten Jahre sind die „Stadtpfeifer“ längst entwachsen. Erstaunlich abgeklärt war der Auftritt, den die „große“ Bläserklasse unter Lukas Weindl hinlegte. Der Queen zum 92. Geburtstag spielten sie Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“ auf, mit Sicherheit besser als zur Uraufführung in London. Da fackelten die Pyrotechniker nämlich die komplette Bühne ab. „Ein Glück, dass unsere Stadtpfeifer nur mit den Instrumenten spielen und nicht mit dem Feuer“, frotzelte die Moderatorin. Nach dem barocken Feuerwerk wohltuend sanft „As twilight falls“, zum Mitwippen geradezu zwingend           die Samba-Klänge von „Baion“. Richtig ab ging es bei der Zugabe, zu der sich Dirigent Lukas Weindl sichtlich gerne überreden ließ:  „Hey hey hey.“

Wo jahrelange, konsequente Jugendarbeit hinführt, wurde beim Auftritt der Jugendstadtkapelle deutlich: zu einer vergrößerten Bühne! Denn die Truppe von Sebastian Golder ist eine Macht – zahlenmäßig wie musikalisch, was sie beim spanischen Marsch „Amparito Roca“ gleich mal klar machte. Variantenreich „Alpine Inspirations“, eine musikalische Bergtour, die vom Spazieren entlang von Wiesen und Bächen erzählt, dem immer mühsamer werdenden Aufstieg, dem triumphalen Erreichen des Gipfels und dem magischen Blick über die Welt von oben. Tierisch pfiffig daher kamen „Elefant und Mücke“, bei dem sich eine quirlige, freche Mücke (Piccolo: Clara Höltken) und ein ganz und gar nicht schwerfälliger Elefant (Helilkontuba: Kevin Ofner) fröhlich umtanzten. Ihre Europatour beschloss die Jugendstadtkapelle in Tschechien mit dem berühmten „Andulka“-Marsch.

Mit Filmmusik startete die Stadtkapelle nach der Pause. Markus Julius Beck, seit letztem August musikalischer Leiter der Stadtkapelle Eichstätt, schickte seine Musiker auf gleich zwei Kriegsschauplätze: Mit dem Rebell in Uniform im „Theme of Patton“ wurde die dritte US-Armee in den zweiten Weltkrieg begleitet, mit den „Highlights from 1812 Ouverture“ der Untergang der französischen Armee bei Napoleons Russlandfeldzug akustisch nachgezeichnet. In ruhigen langen Linien begleitete Beck seine Truppen souverän durchs Schlachtengetümmel und kehrte nach einem kurzen Umweg über „Espana“ und den Rosen von Malaga mit dem „Wappen von Bayern“ unversehrt in die Heimat zurück. Das Lieblingsstück des Dirigenten stammt aus der Feder des Eichstätter Urgesteins Hans Lutz, selbst viele Jahre lang Leiter der Stadtkappelle und von Markus Julius Beck schon in jungen Jahren viel bewundert.

Becks intensive Auseinandersetzung mit den gespielten Werken zeigte sich auch in der „Westside Story“. Ob das schmachtende „Maria, Maria“, das sehnsüchtige „Somewhere“ oder das energiegeladene „I like to be in America“, die Stadtkapelle holte alle Nuancen der modernen Fassung von Romeo und Julia heraus – fast zwölf Minuten lang, ein Marathon für die Musiker, die an diesem Abend alles geben. Von kleinen verschmitzten Soli bis zum breiten Bigband-Sound, präzise auf den Punkt, diese musikalische Weltreise war ein Genuss. Mit irischen Stepptanz-Klängen in „Simple Gifts“ und der Abba-Ballade „The Way Old Friends Do“ endete ein fulminantes Konzert, das – wie immer – mit der Bayernhymne schloss, gespielt von allen Musikern, mitgesungen von einem begeisterten Publikum.