Blaskapelle Eichstätt begeistert mit insgesamt 130 Musikern von jung bis alt beim Jahreskonzert
Wer unter Blasmusik nicht nur traditionelle Märsche, sondern auch Filmmusik, Fanfarenklänge und moderne Poplieder versteht, der war am vergangenen Samstag beim Jahreskonzert der Blaskapelle Eichstätt in der Aula der Universität genau richtig: Denn dort zeigten fünf Gruppierungen der Blaskapelle ein Spektrum ihres Könnens und zugleich einen bunten Einblick in die Variantenvielfalt von Blasmusik.
Weit über 400 Personen waren wieder zum Konzert, das nun in dieser Form bereits zum 34. Mal stattfand, erschienen. Doch diesen regen Zuhörerzuspruch – den zuletzt Erschienenen blieben nur noch Stehplätze – nur auf die Erfüllung einer Sehnsucht in bierzelt- und volksfestfreien Zeiten zurückführen zu wollen, würde der Sache nicht gerecht, zu konzertant und modern waren in vielen Bereichen die musikalischen Darbietungen.
Paul Nothaft, dem Vorsitzenden der Eichstätter Blaskapelle, war es vorenthalten, die zahlreichen Zuhörer in der Aula der Universität zu begrüßen – darunter auch zahlreiche Vertreter von Politik und Kirche. So kurzweilig der ganze Abend, so ungewöhnlich das erste Stück: Gemeinsam mit dem Bläserensemble präsentierte Rudolf Pscherer an der Orgel ein Fanfarenstück aus den Komponistenhänden von Richard Strauss. Die Moderation des Abends übernahm in traditioneller und bewährter Weise Tanja Schorer-Dremel, die laut Paul-Nothaftscher Ankündigung – man beachte die Reihenfolge – Mitglied der Eichstätter Blaskapelle und des Bayerischen Landtags ist. Sie verstand es, in wohldosierter Weise die Zuhörer mit interessanten Hintergrundinformationen zu versorgen – wer hätte sonst gewusst, dass eben jener erstgehörte Richard Strauss aus einer Münchner Bierbrauerdynastie stammte und somit wohl schon immer Kontakt zu Blaskapellen hatte, wenngleich er später die Bierzelte gegen die Wiener Hofoper eintauschte.
Im weiteren Konzertverlauf gehörte die Bühne den Musikfinken: Unter der Leitung von Lukas Weindl zeigten die jüngsten Musiker der Stadtkapelle bereits ein ansehnliches Können. Insgesamt saßen knapp 50 Nachwuchsmusiker auf der Bühne – über die Zukunft der Eichstätter Blaskapelle braucht man sich also derzeit keine großen Sorgen zu machen und auch die musikalische Untermalung beim Volksfest im Jahre 2030 dürfte gesichert sein. Interessant: Beim Waltz for band and water glasses von Johann Strauss untermalte Helmut Hüttinger das instrumentale Stück durch – wie sollte es auch anders sein – Schläge auf ein Wasserglas.
Die Jugendstadtkapelle unter der Leitung von Sebastian Golder überzeugte ebenfalls mit einem bunten Spektrum und präsentierte einen kurzen Ritt durch die Musikgeschichte. Beim Stück Gentlemen überzeugte Tilman Taubald als Solist mit der Posaune, ehe dann das Lied No roots die Zuhörer in die Hitparadenliste des Jahres 2016 katapultierte, um sie dann mit dem Stück Berliner Luft nicht nur in das Jahr 1904 zu begleiten, sondern auch in die Pause.
Nach dieser war es dann soweit: Die „große“ Blaskapelle erklomm die Bühne und bekam schon viel Applaus als Vorschlusslorbeeren. Dass dieses vorgezogene Lob nicht unberechtigt war, zeigte auch gleich das erste Stück: Le Régiment de Sambre-et-Meus ist ein Militärmarsch aus dem Jahre 1870 und zeigte bereits das ganze Können der Musikantinnen und Musikanten. Sie präsentierten sich von Anfang an recht dynamisch – kein Wunder, denn bei einer Männer- und Frauenstärke, die etwa vier Fußballmannschaften entspricht, darf man schon einiges erwarten – zumal der Trainer passt: Mit seiner galant-zurückhaltenden, aber dennoch zugleich bestimmten Art des Dirigierens gelang es Markus Beck, dem Gesamtkorpus seiner Truppe an der richtigen Stelle die richtigen Töne in der richtigen Lautstärke zu entlocken. Die Zuhörer dankten es ihm und den Musikern mit großem Applaus. Zu den weiteren Stücken des Abend zählten etwa noch das Musicalstück Les Miserables von Claud Michael Schönberg oder El Cartero von Hans van der Heide. Das Pink Panther Theme von Henry Mancini wurde so authentisch vorgetragen, dass man bei geschlossenen Augen wohl Peter Sellers als Inspector Clouseau vor sich gesehen hätte.
Mit der gemeinsam gesungenen Bayernhymne, instrumental intoniert von einem Gemeinschaftsorchester, wurden die Zuhörer nach Hause geschickt. Und wer noch nicht genug hat: Am 31. August beginnt das Eichstätter Volksfest. Für das Jahr 2030 steht der Termin zwar noch nicht fest, aber die Musikanten.
(Beitrag/Foto: Graf)